Ausflug nach Qinghai

Am ersten Oktober ist hier in China Nationalfeiertag. Deswegen hatten wir ab Donnerstag letzter Woche sieben Tage frei. Wir acht Freiwilligen sind  für vier Tage nach Xining in die Nachbarprovinz Qinghai gefahren.

Man hatte uns im Vorfeld gewarnt: Eiskalt solle es dort sein. Fast nicht auszuhalten. Nur in allerdickster Winterkleidung könne man es im Oktober an den Qinghai Lake wagen.(Eine von uns wurde sogar kurz vorher gefragt, ob man den Trip nicht noch stornieren könne wegen des unzumutbaren Klimas.)

Dementsprechend hatte ich die Winterjacke, Winterstiefel, dicken Pullis und all meine langen Unterwäsche im Gepäck. In Xining allerdings erwartete uns eine Überraschung: Während es in Jiuquan am Tag vor der Abreise sogar geschneit hatte, hatte es dort angenehme zwanzig Grad. Auch in den nächsten Tagen blieb die Temperatur mild.

             1. Oktober – Tibetisches Festmahl

Nach Xining fuhren wir mit einem Highspeed-Zug. Der war echt superschnell und viel komfortabler als ein deutscher Zug! Die Bahnhöfe hier in China sehen fast genauso aus wie Flughäfen – inklusive Pass- und Gepäckkontrollen. Am ersten Abend wollten wir gern tibetisch essen gehen. In dem tibetischen Restaurant wurde prompt eine Grundschul-Englischlehrerin zur Verstärkung angerufen. Ihr WeChat-Kontaktname ist übrigens „Love in Snowland“. Love in Snowland half uns bei der Bestellung und blieb den kompletten Abend bei uns, um zu übersetzen, sich zu unterhalten oder tibetischen Schwarztee nachzukippen. Kaum war das Essen da, stürzten wir uns darauf wie ausgehungerte Raben. Besonders ein Blumenkohl war beliebt: Als der nach einer Nachbestellung erneut serviert wurde, haben wir bestimmt nicht länger als zwei Minuten gebraucht, um ihn restlos zu verputzen. (Mittlerweile haben wir Love in Snowland auch dazu gebracht, uns die Zutaten für die Blumenkohlsoße zu verraten. Unser eigener Kochversuch schmeckte diesbezüglich aber nicht ganz so himmlisch.)

Der sagenhafte Blumenkohl! (Okay, wir hatten an dem Tag kein Mittagessen gehabt...)

Selbst die Soße musste später noch gerecht bis auf den letzten Tropfen verteilt werden.

             2. Oktober – Berge und Flüsse

Am nächsten Tag machten wir zunächst einmal Xining unsicher. Unser Vormittagsziel: Der Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt. Leider landeten wir nicht an diesem Fluss, sondern auf einem Berg (vertraue Google Maps in China nicht…). Auf dem Berg fanden wir einen Zoo. Nachmittags bestiegen wir einen anderen Berg: Die buddhistische Tempelanlage Beishan Si erstreckt sich über einen Hügel, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Auf dem Rückweg von Beishan Si fanden wir außerdem – wie hätte es anders sein können – den Fluss. 

Vor dem Tempel werden Räucherstoffe angezündet.








Unten: Ausblick über Xining vom höchsten Punkt der Tempelanlage.

       3. Oktober - Qinghai Lake

Qinghai Hu ist der größte Binnensee Chinas. Wie bereits erwähnt, hatten wir Horror-Stories gehört darüber, wie kalt es dort sei. Tatsächlich liegt er etwa eintausend Meter höher als Xining. Die Winterjacke wäre trotzdem nicht nötig gewesen. Spektakulärer als der See selbst war aber die Fahrt dorthin, stundenlang durch ewige trockene Hügellandschaften. Es war aber auch schön, einfach mal eine Weile den Wellen zuzuschauen. Highlight des Tages war das Yak, das auf einer dem See angrenzenden Wiese friedlich graste und sich auch nicht daran störte, dass wir Fotos mit ihm schossen.

Ein Yak!!! Und es hat uns während der gesamten Zeit nicht bemerkt (oder zumindest sehr gekonnt ignoriert.)


 


Unten sieht man das Ufer des Sees. Das andere Ufer konnte man noch nicht einmal entfernt erkennen, so groß war der See! Hinter einem kurzen Stück Steppe sieht man die Berge.

          4. Oktober – Wir sind Touristen

Morgens fuhren wir mit dem Bus in das Kumbum-Kloster. Das ist eines der sechs größten und wichtigsten Klöster des buddhistisch-tibetischen Gelugpa-Ordens. Beeindruckend waren die vielen bunten Farben, in denen die zahlreichen Hallen und Tempel bemalt waren, und der permanente Räuchergeruch nahe den Tempeln. Da ich persönlich gar nicht viel über den Buddhismus wusste, fand ich die fremdartigen Illustrationen und Bräuche besonders faszinierend. Leider war das Kloster übervoll an chinesischen Touristen.

Nachmittags waren wir am Tibetischen Markt. Den hatten wir die Tage zuvor immer wieder gesucht; kein Taxifahrer Xinings hatte uns dorthin bringen können. Sonntag aber klappte das endlich, und ich konnte warme Schaffellmützen, buddhistische Mönchstrachten, Schmuck und unendlich viele Gebetstücher bestaunen.

Nur einer von vielen Tempeln, aus denen das Kumbum-Kloster besteht. Das Kloster wurde 1583 gegründet. Unter anderem beherbergt es eine Sammlung an Figuren aus Yakbutter, die aber zur Zeit nicht ausgestellt werden.

Am fünften November stiegen wir mittags in den Zug zurück nach Jiuquan – voller neuer Eindrücke. Xining ist nur vier Stunden Zugfahrt entfernt, und trotzdem so anders! Dort merkt man die Nachbarschaft mit Tibet sehr stark – an Essen, Kleidung und Religion. Obwohl Xining eine Provinzhauptstadt ist, erregten wir als Europäer dort fast so viel Aufsehen wie in Jiauquan. Interessant war es, plötzlich auch einmal in der anderen Rolle zu sein: Als zwei buddhistische Mönche das Blumenkohl-Restaurant betraten, wollten wir unbedingt ein Foto mit ihnen. 

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Kommentare: 1
  • #1

    inge (Freitag, 09 Oktober 2015 02:13)

    Das Yak finde ich super!